Solarparks öffnen Wege aus der Biodiversitätskrise

Im Schatten des Klimawandels naht bereits die nächste globale Krise und droht mit existenziellen Folgen: der Verlust an Biodiversität. Komplexer als der Klimawandel, ist dem Biodiversitätsverlust schwer zu begegnen. Doch es gibt Wege für Unternehmen positiv auf Natur und Artenvielfalt einzuwirken, wie das Biodiversitätskonzept von hep solar zeigen soll.

Steigende Treibhausgasemissionen, Flächenversiegelung, Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung sowie Ressourcenverbrauch tragen zum Verlust von Biodiversität bei. Die Thematik hat eine globale Dimension, denn alle Wertschöpfungsprozesse sind mehr oder weniger von natürlichen Rohstoffen oder Materialien, Natur und Ökosystemdienstleistungen abhängig. Nahrungsmittel beispielsweise können nur angebaut werden, wenn Mikroorganismen den Boden fruchtbar halten. Ein Verlust an Biodiversität hat weitreichendere Konsequenzen als der Klimawandel, da etwa das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten nicht rückgängig gemacht werden kann.

Die 5 Treiber des Biodiversitätsverlusts

Anders als bei der Klimakrise sind die Treiber von Biodiversitätsverlust weniger greifbar, da deutlich differenzierter und kleinteiliger. Bei der Klimakrise lässt sich der Einfluss eines Unternehmens oder einer Nation in Einheiten CO2-äquivalenter Emissionen bemessen. Dieses Maß hat sich mittlerweile als globale „Währung“ des Klimawandels etabliert und CO2 wird als globales Gut gesehen. Was die Biodiversität betrifft, ist die Sachlage weniger eindeutig: Neben einer größeren Bandbreite an Treibern kommt es bei der Betrachtung von Biodiversität stark auf regionale und lokale Faktoren an. Artenvielfalt in der Wüste und im Regenwald sind nicht miteinander vergleichbar, die Zerstörung des einen lässt sich nicht durch die Bewahrung oder Förderung des anderen kompensieren. Mittlerweile haben sich fünf wesentliche Treiber von Biodiversitätsverlust herauskristallisiert: Ressourcenverbrauch, Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung, Klimawandel, Landnutzungswandel sowie invasive Arten.

Wechselwirkung von Unternehmen und Biodiversität

Zwischen Unternehmenserfolg und Biodiversität besteht eine Wechselwirkung. Sind Unternehmen und deren Geschäftserfolg von Biodiversität abhängig, spricht man von „finanzieller Wesentlichkeit“. Wirken sich umgekehrt Geschäftsmodelle im lokalen oder lieferkettenbezogenen Kontext positiv oder negativ auf Biodiversität aus, handelt es sich um „Impact-Wesentlichkeit“. Das Zusammenwirken von finanzieller Wesentlichkeit und Impact Wesentlichkeit wird als Doppelte Wesentlichkeit bezeichnet.

Hinsichtlich der finanziellen Wesentlichkeit ergibt sich eine hohe Abhängigkeit beispielsweise in der Pharmaindustrie. So werden zahlreiche Inhaltsstoffe von Medikamenten direkt aus natürlichen Rohstoffen gewonnen oder sind Nachbildungen entsprechender natürlicher Prozesse und Produkte. Ein Rückgang von Biodiversität und Rohstoffen bedroht den Geschäftserfolg von Unternehmen der Pharmaindustrie. Die Impact-Wesentlichkeit bestimmt hingegen, welche Auswirkungen das Geschäftsmodell auf Biodiversität hat: Bauxit als Ausgangsmaterial für Aluminium wird in Guinea unter Bedrohung und Rodung des dortigen Regenwaldes abgebaut. Unternehmen, die Bauxit abbauen und damit Aluminium verarbeiten, haben somit einen mittel- oder unmittelbaren Einfluss auf Biodiversität durch den Landnutzungswandel, der für die Gewinnung des Bauxit erforderlich ist.

Wie lässt sich Biodiversität messen?

Die Integration von Biodiversität in Finanzmarkt- und Unternehmensentscheidungen befindet sich noch in den Anfängen. Im Gegensatz zur Klimakrise, die mit CO2-äquivalenten Emissionen über eine etablierte Einheit verfügt, braucht es eine Vielzahl von Indikatoren, um Biodiversität messbar zu machen. Diese lässt sich beispielsweise entlang der Treiber von Biodiversitätsverlust und des Impacts eines Geschäftsmodells messen. So kann ein Unternehmen seinen Biodiversitäts-Fußabdruck minimieren, indem es Wert- und Rohstoffe überwiegend im Kreislauf führt, einen geringen Ausstoß von Treibhausgasen aufweist und Abfallstoffe verantwortungsvoll behandelt. hep solar orientiert sich bei seiner Biodiversitätsmessung an den Treibern von Biodiversitätsverlust: Ein Solarpark, der Komponenten mit hohen Recyclatanteilen, einer langen Nutzungsdauer und Haltbarkeit der Komponenten sowie ein lokal angepasstes Biodiversitätskonzept auf der Fläche verwendet, minimiert seinen Impact auf Biodiversität – sowohl unmittelbar am Standort als auch über die gesamte Lieferkette hinweg.

Stellschrauben entlang der Lieferkette

Das Geschäftsmodell von hep solar bedient Stellschrauben zum Schutz von Biodiversität entlang der Wertschöpfungskette für die verwendeten Komponenten und zur Förderung von Biodiversität entlang der Projektflächen. In Bezug auf den Treiber Ressourcenverbrauch favorisiert hep solar ein Kreislaufwirtschaftsmodell. Hinsichtlich der in den Solarparks verwendeten Komponenten, die u.a. Aluminium, Silizium oder Kupfer und Silber enthalten, hat hep solar in seinem Qualifizierungsprozess für Lieferanten die Themen Recyclingfähigkeit und Langlebigkeit der Komponenten integriert. Lieferanten werden für diese Themen sensibilisiert und dementsprechend ausgewählt. Außerdem minimiert die Verwendung von wiederaufbereiteten Rohstoffen den lieferkettenbezogenen Landnutzungswandel, wenngleich bei dieser Thematik viele Komponentenhersteller noch am Anfang stehen.

Auch was den Treiber Verschmutzung betrifft, fordert der Lieferantenauswahlprozess von hep solar eine systematische Integration. Lieferanten müssen u.a. über Verfahrensbeschreibungen und Prozesse verfügen, mit denen sie erklären, wie sie den Anfall von giftigen Abwässern reduzieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Treiber Klimawandel.Neben der Einsparung von Treibhausgasemissionen gegenüber anderen Energieträgern bei der Energieerzeugung in Solarparks ist es die erklärte Zielsetzung von hep solar, die lieferkettenbezogenen Emissionen durch eine entsprechende Ansprache und Qualifizierung von Lieferanten kontinuierlich zu reduzieren.

Solarparks können Natur und Artenvielfalt fördern

Eine weitere Perspektive aus der Biodiversitätskrise bietet der Ansatz der positiven Impact-Wesentlichkeit, bei der sich Geschäftsmodelle zugunsten von Biodiversität auswirken. So wird einem Solarpark ein positives Impactpotential zugeschrieben, wenn dieser zur lokalen Förderung von Biodiversität beiträgt. Ergebnisse erster Untersuchungen weisen darauf hin, dass Solarparks vormals landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen regenerieren können. Weitere Studien zeigen eine Zunahme der Artenvielfalt in Solarparks – etwa vom Anteil brütender Vögel[1]. Solarparks stellen mithin Nutzungskonzepte dar, die im Vergleich zu einer vormals intensiven Nutzung der Fläche zu einer Beruhigung selbiger beitragen: Einmal gebaut, funktioniert der Solarpark mit minimalen Eingriffen für Vegetationspflege und wiederkehrende technische Überprüfungen der Komponenten.

Um das positive Impactpotential zu heben, ist es notwendig, minimale Anpassungen am Layout und der Stellung der Module sowie der Art der Bewirtschaftung und Unterhaltung vorzunehmen. Zusammen mit einem konsistenten Lieferkettenkonzept können Solarparks so einerseits ihren Biodiversitäts-Impact minimieren und andererseits einen Beitrag zur Förderung lokaler Biodiversität leisten. hep solar arbeitet kontinuierlich daran, gemeinsam mit Partnern und Lieferanten, einen positiven Impact auf Biodiversität zu erzielen.


[1] Jarcuska, B. et al. (2024): Solar parks can enhance bird diversity in agricultural landscape, Journal of Environmental Management, 351: 119902.

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