Deutschland liegt bei den Strompreisen derzeit international an der Spitze. Laut dem Vergleichsportal Verivox ist deutscher Strom fast drei Mal teurer als im internationalen Durchschnitt. In den G20-Staaten nehmen wir mit 31,8 Eurocent pro Kilowattstunde mit Abstand den ersten Platz ein, gefolgt von Großbritannien mit 24,17 ct/kWh und Italien mit 22,5 ct/kWh. In den USA zahlen Verbraucher nur 12,69 ct/kWh und damit geringfügig mehr als den internationalen Mittelwert von 11,62 ct/kWh. Warum ist das so, wo liegen die Ursachen? Infolge des Russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurden einige maßgebliche Schwächen des Deutschen und Europäischen Energiesektors offengelegt. Insbesondere die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zur Stromerzeugung treibt die Strompreise in die Höhe. Auch die strikte, von Strompreisbörsen bestimmte Marktorientierung trägt nicht erst seit diesem Jahr ihren Teil zum hohen Preisniveau bei.
Da sich die Preisfindung der Strombörse EEX (European Energy Exchange) nach dem Merit-Order-Prinzip an der teuersten Produktionsart ausrichtet, bestimmt aktuell Strom aus Gaskraftwerken den Preis für die Megawattstunde. Diese hat sich allein zwischen Juli und September 2022 mehr als verdoppelt, von rund 240 Euro auf über 500 Euro. Die daraus resultierenden rund 50 Cent pro Kilowattstunde haben bereits jetzt Stromversorger zu Preisanpassungen veranlasst. Etwas verzerrt wird die Lage aktuell noch durch die Abschaffung der EEG-Umlage, weswegen der Strompreis zum 1. Juli zunächst gesunken ist. Mittelfristig muss jedoch mit einer deutlichen Steigerung der Strompreise gerechnet werden, was einige Energieversorger ihren Kunden jetzt bereits ankündigen.
Hilft eine stärkere Regulation gegen die drohende Rezession?
Die Konsequenzen sind laut Wirtschaftsforschungsinstituten ein Verlust an Kaufkraft der privaten Haushalte und damit einhergehend ein Rückgang der Konjunktur. Die Wirtschaft leidet unter den hohen Energiepreisen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit des Technologiestandorts Deutschland international unter Druck gerät. Die Wahrscheinlichkeit einer drohenden Rezession für 2023 steigt. Welche Lösungen gibt es für die angespannte Lage? In Deutschland diskutiert die Politik heftig und teils kontrovers über Maßnahmen, wie der Strompreis erschwinglich bleiben kann. Entlastungen werden verkündet und wieder verworfen, was wertvolle Zeit und auch Vertrauen kostet. Die Unsicherheit darüber, was am Ende bei Verbrauchern und Unternehmen an Entlastungen ankommt, ist hoch. Immer öfter kommt die Frage auf, ob der deutsche Strommarkt eine stärkere Regulierung braucht, die den Einfluss hinsichtlich der Strompreisfindung weniger stark der Strombörse überantwortet und die Marktmacht der führenden Energieerzeuger auf Großhandelsebene begrenzt. Ein Land, das bereits seit vielen Jahrzehnten ein hohes Maß an Regulation im Energiesektor erfolgreich anwendet, sind ausgerechnet die für ihre liberale Marktwirtschaft bekannten Vereinigten Staaten. Dort bestimmen die sogenannten Public Utility Commissions, kurz PUC, der Bundesstaaten über zukünftige Strompreisentwicklungen – und nicht nur das.
In den USA legen PUCs den Strompreis fest
PUCs sind öffentliche Versorgungskommissionen zur Regulierung von Strom, Gas, Telekommunikation, Trinkwasser und Abwasser. Auf Ebene der US-Bundesstaaten werden die PUC vom jeweiligen Gouverneur damit beauftragt, einen funktionierenden und effizienten Service für Privat- und Unternehmenskunden zu leisten – und das zu einem angemessenen Preis. Zu ihren Aufgaben gehört neben der Ressourcenplanung und -beschaffung auch die Regulierung der Energiepreise, einschließlich der Strompreise. Auch die Förderung von Erneuerbaren Energien fällt in den Zuständigkeitsbereich der öffentlichen Versorgungskommissionen mit der Festlegung von Zielen, Budgets und der Schaffung von Anreizen zum weiteren Ausbau der regenerativen Energieerzeugung. Somit übernehmen die staatlichen PUCs eine zentrale Funktion bei der Ausgestaltung der Energieinfrastruktur und Energiepolitik. Da die Kommissare der PUCs meist über eine Amtszeit von vier bis sechs Jahren verfügen, können sie eine verhältnismäßig langfristige Planung der Energiemaßnahmen und Strompreisen verfolgen.
Extreme Preisschwankungen können verhindert werden
Ein entscheidender Vorteil, der sich durch die PUC-Struktur in den USA ergibt, ist die hohe Planungssicherheit für Verbraucher, Unternehmen und Investoren hinsichtlich der zukünftigen Strompreis- und Infrastrukturentwicklung. Durch die Regulierungsverfahren für Energiepreise können extreme Schwankungen, wie sie derzeit in Deutschland und Teilen Europas im Bereich der Gas- und Strompreise stattfinden, maßvoll abgefedert oder ganz verhindert werden. PUCs können strategisch agieren und Möglichkeiten festlegen, wie Energieversorger auf sich schnell verändernde Rahmenbedingungen reagieren. Indem die öffentlichen Versorgungskommissionen zukunftsorientiert entscheiden, sind sie in der Lage, nach kostengünstigen Optionen zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Stromsektors mit fairen und bezahlbaren Preisen zu suchen. Auf diese Weise spielen die PUCs und ihre Entscheidungen eine wegweisende Rolle hinsichtlich der Entwicklung des US-Stromsektors in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.
Wie fast immer, können durch regulatorische Strukturen des Staats aber auch Nachteile entstehen. Da die PUCs auf regionaler Ebene organisiert sind, unterscheiden sich die Entwicklungen der Energieinfrastruktur und Energiepreise von Bundesstaat zu Bundesstaat teils deutlich. Auch stehen einige PUCs in der Kritik, Energiekonzerne nicht wirkungsvoll genug zu regulieren. Hinzu kommt, dass je nach politischer Ausrichtung eines Bundesstaats auch langfristige energiepolitische Entwicklungen, wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien, einmal mehr und einmal weniger vorangetrieben werden. Man denke etwa an den Einfluss sehr konservativer US-Politiker, die den Klimawandel nach wie vor hartnäckig leugnen.
Positive Impulse für den Energiesektor und Anleger in Erneuerbare
Stellt man sich die Frage, ob PUCs für Deutschland und Europa ein Vorbild sein können, fällt die Antwort nicht eindeutig aus, schließlich kommt es darauf an, wie stark und in welcher Form staatlich eingegriffen würde. Eine intelligent umgesetzte Regulierung wäre jedoch in der Lage, im Energiesektor positive Impulse für eine langfristige und maßvolle Lenkung der Strompreisentwicklung zu setzen. Auch eine damit einhergehende Loslösung der Preisfindung von Strombörsen und dem Einfluss der marktbestimmenden Energiekonzerne sowie eine Forcierung der Energieerzeugung aus Erneuerbaren könnten positive Effekte einer an PUCs angelehnten Regulierung in Deutschland und Europa sein. Nachteile wären möglicherweise ein Zuwachs an Bürokratie sowie längere Entscheidungswege und -prozesse. Auch eine Struktur auf Ebene der Bundesländer wäre für Deutschland sicherlich keine Lösung und im Europäischen Gemeinschaftssinne kontraproduktiv.
Darum lohnt sich ein Blick über den Teich für Investoren
Bei allen Vor- und Nachteilen auf Ebene einzelner Bundesstaaten lässt sich eines sicher festhalten: Die Strompreise in den USA steigen zwar, doch die Preisentwicklung ist deutlich weniger volatil als in Europa. Das macht den Markt für alle Beteiligten planbarer. Die Konsequenzen lassen sich ganz aktuell am europäischen und amerikanischen Markt für Stromabnahmeverträge von erneuerbaren Energien ablesen. Während laut Pexapark in Europa kaum noch Verträge mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren abgeschlossen werden können, sind in den USA durchaus noch Verträge mit Laufzeiten von 15 Jahren zu finden. In Europa sind durch die gestiegene Volatilität die Sicherungskosten für die als Käufer auftretenden Stromhändler bzw. Energieversorgungsunternehmen so hoch, dass die Risiken nicht mehr übernommen werden. Ähnlich ist die Entwicklung bei der Art der Verträge. Sind in den USA die Abnehmer bereit Volumens- und Strukturrisiken zu tragen, wird in Europa immer häufiger der Verkäufer gezwungen die Risiken von Über- und Unterproduktion zu schultern. Damit wandelt sich der Markt in Europa aktuell für Investoren und Projekteigentümer. Die „guten alten Verhältnisse“ sind in den USA noch zu finden. Gute Gründe für Investoren und Projektierer jetzt einen Blick über den Teich zu werfen.
Mit hep auf einer starken Basis in US-Photovoltaik anlegen
Die positiven Perspektiven auf dem US-Markt für erneuerbare Energien bieten Anlegern in Photovoltaik viele attraktive Möglichkeiten. Die Entwicklungen hat hep seit vielen Jahren erkannt und genutzt, um eine leistungsstarke und wettbewerbsfähige Unternehmensstruktur aufzubauen. Die ganzheitliche hep-Unternehmensstrategie aus Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung von Solarparks bildet in den USA eine solide Basis für ertragreiches Wachstum. Eine wichtige Rolle für die guten Aussichten der Photovoltaik-Portfolios von hep spielt dabei auch die geopolitische Sicherheit der USA, die in der Lage ist, die Risiken von Krisen wirkungsvoll abzufedern.
hep hat sein US-Engagement seit dem Jahr 2020 weiter forciert. Der Ausbau von strategischen Partnerschaften und die Übernahme des Projektentwicklers Peak Clean Energy sowie die Mehrheitsbeteiligung an ReNew Petra bilden eine ideale Ausgangsposition für die zukünftige Entwicklung. Dies macht hep zum leistungsstarken und verlässlichen Partner für Investoren in Photovoltaik auf dem US-amerikanischen Markt für erneuerbare Energien.
Quellen: U.S. Environmental Protection Agency, Florida State University Law Review/Volume 43, Studie Fraunhofer ISI/ECOFYS „Strommärkte im internationalen Vergleich“, Forbes Media, WirtschaftsWoche, Verivox